„Setzt die Segel mit Sankt Kilian“ – so steht auf den Bannern im Chorraum der Kathedrale von Cavan. Was ein wunderbares Wort, das uns begleitet, heute, wo es gilt Abschied zu nehmen und heimzukehren nach Würzburg. Doch was bedeutet es, die Segel mit Sankt Kilian zu setzen?
Segel setzen als Belebung der Partnerschaft
„Setzt die Segel mit Sankt Kilian!“ Das heißt für mich im Rückblick auf die vergangenen Tage, dass neuer Wind die Partnerschaft zwischen Mullagh und Würzburg belebt. Wir haben miteinander gesungen und gebetet. Wir haben miteinander gegessen und gefeiert. Wir haben uns ausgetauscht über die Freuden und Leiden unserer Kirche. Wir haben uns in unserem Glauben und unserer Hoffnung bestärkt und sind in Liebe weiter zusammengewachsen. Ja, wir haben im Zeichen unserer Frankenapostel die Segel neu gesetzt!
Ich bin zuversichtlich, dass das, was gewachsen ist an Freundschaft, auch weiter Bestand haben wird und ich freue mich auf unsere nächsten Begegnungen. Danke für eure Gastfreundschaft! Danke, dass ihr uns im Blick auf eure Landsleute und unsere Patrone so herzlich aufgenommen habt!
Segel setzen als Ermutigung zur Verkündigung des Evangeliums
„Setzt die Segel mit Sankt Kilian.“ Mit diesem Aufruf verbinde ich die Erinnerung, die Sehnsucht nach der Verkündigung des Evangeliums im Herzen wachzuhalten. Kilian und seine Gefährten waren von der Sehnsucht erfüllt, die Botschaft von Jesus Christus in die Welt hinauszutragen. Sie wollten sie dort verkünden, wohin das Wehen des Geistes sie führen würde.
Wenn wir heute nach Hause zurückfahren, dann kehren wir mit unseren Missionaren heim nach Franken. Wir gehen den Weg nach, auf dem sie zu uns gekommen sind. Die Segel zu setzen mit Sankt Kilian heißt deshalb, die gleiche Sehnsucht nach der Verkündigung des Evangeliums in unseren Herzen wachzuhalten, die sie erfüllt hat. Denn auch wir dürfen sicher sein, dass wir nicht durch Zufall im Bistum Würzburg gelandet sind, sondern dass der Herr uns hierher geführt hat - wie einst unsere Frankenapostel. Unser Bistum ist der Ort, an dem wir den Menschen die frohe Botschaft von der Erlösung in Christus nahebringen sollen, so wie sie es damals getan haben. Ihre Fürsprache ermutigt uns, in dieser Verkündigung nicht nachzulassen.
Segel setzen als kreuzen im Gegenwind
„Setzt die Segel mit Sankt Kilian.“ Wenn ich auf das Schicksal Kilians und seiner Gefährten schaue, dann wird mir wieder neu bewusst, dass ihre Reise kein Spaziergang war. Sie mussten mit Widerständen kämpfen und sie haben diesen Kampf bewusst aufgenommen.
Auch unsere kirchliche Situation ist heute herausfordernd. Die Selbstverständlichkeit des Glaubens ist vielen Zeitgenossen abhandengekommen. Religion wird von einem großen Teil der Bevölkerung heute nicht mehr als Lösung, sondern als Problem wahrgenommen. Die selbstverschuldeten Skandale der vergangenen Jahre haben das ihrige dazu beigetragen, dass uns als Kirche der Wind ins Gesicht bläst.
Aber ein echter Seemann weiß: Es gibt keine schlechten Winde! Ja, auch der Gegenwind stammt manchmal vom Heiligen Geist. Er will uns aufrütteln aus unserer Bequemlichkeit. Er zwingt uns, neu den Kurs zu bestimmen und uns wieder neu an Gott auszurichten.
Nein, es gibt keine schlechten Winde, höchstens ängstliche Seeleute. Der erfahrene Navigator setzt auch bei Gegenwind die Segel. Man kann dann nicht geradeaus fahren, sondern muss gegen den Wind „kreuzen“, wie es in der Seemannssprache heißt. „Gegen den Wind kreuzen“ heißt Zickzack-Kurs fahren. So kommt man Stück für Stück vorwärts. „Kreuzen gegen den Wind“ heißt für mich auch, die vielen kleinen und großen Kreuze bewusst anzunehmen, die unsere Zeit für uns bereithält. Dann werden wir auch die Stürme unserer Zeit bestehen. Wir werden vorwärtskommen, vielleicht langsamer als gedacht, aber wir werden vorwärts kommen.
Unsere Frankenapostel sind uns hier gute Begleiter. Gerade in der Anfeindung haben sie die Segel nicht gestrichen. Sie haben erst recht die Segel gesetzt, weil sie Christus in ihrem Boot wussten, der einen jeden aus dem Untergang rettet, der an ihn glaubt.
Segel setzen, weil wir das Ziel kennen
„Setzt die Segel mit Sankt Kilian.“ Ein letzter Gedanke beschäftigt mich bei diesem Mut machenden Wort. Seneca, der große Stoiker, hat einmal so treffend gesagt: „Wenn man nicht weiß, welchen Hafen man ansteuert, ist kein Wind günstig.“ (Epistulae morales ad Lucilium, VIII.71.3) Genauso ist es. Was nützt der beste Wind und was nützt der geschickteste Steuermann, wenn man den Hafen nicht kennt? Wer den Hafen nicht kennt, wird ein Spiel der Wellen. Er wird mitgerissen von den Strömungen der Zeit, irrt haltlos und ziellos auf dem Meer der Welt umher.
Nur wer um das Ziel weiß, wird auch in den Stürmen dieser Zeit den Kurs bestimmen können. Unser Ziel aber ist Christus. Christus, der „derselbe ist, gestern, heute und in Ewigkeit“ (Hebr 13,8). Er ist der Herr über Raum und Zeit. Er ist der große König. Der Glaube an diesen Herrn verbindet uns alle in der Communio Sanctorum, in der Gemeinschaft der Heiligen. Denn die Heiligen haben dieses Ziel immer vor Augen gehabt. Auch Kilian und seine Gefährten streckten sich nach diesem Ziel aus. Mit diesem Ziel vor Augen können wir mit dem Apostel Paulus sagen „ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich nach dem aus, was vor mir liegt.“ (Phil 3,13) Wir sollen nicht wehmütig zurückblicken, sondern voller Hoffnung nach vorne schauen.
Kilian, Kolonat und Totnan sind uns vorausgegangen. Sie waren unerschrocken und mutig, weil sie wussten, dass nichts und niemand sie von der Liebe Christi trennen kann (Röm 8,39). Mit ihrer Fürsprache wollen auch wir beherzt die Segel setzen, Christus, das Ziel vor Augen. Ich bin gewiss, wer so in See sticht, wird den sicheren Hafen niemals verfehlen. Denn die Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen! (Röm 5,5)
So heißt es also jetzt für uns: Leinen los und Segel gesetzt! Die Winde stehen günstig, um mit Kilian und seinen Gefährten an Bord ins Weite hinauszufahren! (Lk 5,4)
Amen.