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Bistum trauert um Weihbischof em. Helmut Bauer

Von 1988 bis 2008 Weihbischof im Bistum Würzburg – Engagement für Kirchenmusik und Ökumene – Über drei Jahrzehnte mehr als 150.000 Kinder und Jugendliche gefirmt

Würzburg (POW) Das Bistum Würzburg trauert um Weihbischof em. Helmut Bauer. Der langjährige Weihbischof im Bistum Würzburg starb am Samstagmittag, 5. Oktober, im Alter von 91 Jahren in Würzburg. Den Bischöfen Dr. Paul-Werner Scheele und Dr. Friedhelm Hofmann stand er als Weihbischof und Dompropst am Würzburger Kiliansdom zur Seite. In der Vakanz des Bischöflichen Stuhls von 2003 bis 2004 war er Diözesanadministrator des Bistums Würzburg.

Im Frankenland war Bauer bis zuletzt tief verwurzelt und beheimatet. Beredter Beweis dafür war die Auszeichnung mit dem „Frankenwürfel“ im Jahr 2003, die den „Unneruffer“ als Wendigen, Witzigen und Widersprüchlichen ehrte. Legendär war auch die jährliche Wirtewallfahrt auf den Kreuzberg in der Rhön, wo Bauer sich auch noch als Ruheständler bei seinen Predigten im Gottesdienst stets als tiefgläubig und zugleich geerdet zeigte und bei der anschließenden Begegnung die Wirtsleute mit Gesang und Witz glänzend zu unterhalten wusste.

Sein musikalisches Talent hätte den späteren Weihbischof in seiner Jugend beinahe einen anderen Weg einschlagen lassen: Schon als Bub begeisterte der am 18. März 1933 in Schimborn im Kahlgrund Geborene durch seinen Gesang bei Maiandachten und anderen Gottesdiensten. Kurz vor dem Abitur in Miltenberg ermutigte ihn sein Musiklehrer dazu, Musik zu studieren und Sänger zu werden. Doch der junge Kilianist entschied sich für die Theologie und wurde Priester. Der Päpstliche Nuntius Erzbischof Dr. Aloys Muench weihte ihn und die 23 weiteren jungen Männer seines Jahrgangs 1957 in der überfüllten Würzburger Seminarkirche Sankt Michael zum Priester.

Der junge Geistliche Bauer wurde Kaplan in Schweinfurt-Heilig Geist, ab 1961 Musikpräfekt des Kilianeums in Würzburg und ab 1964 Direktor des Kilianeums in Bad Königshofen. 1968 übernahm er schließlich die Leitung des Kilianeums in Würzburg. Im Jahr 1983 wurde Bauer zum Dompfarrer und Domkapitular in Würzburg berufen. Zusätzlich wurde ihm die Aufgabe des Stadtdekans übertragen.

Die Ernennung zum Weihbischof durch Papst Johannes Paul II. im Jahr 1988 kam für Bauer völlig überraschend. Die Bekanntgabe erfolgte am Hochfest des heiligen Kilian und seiner Gefährten am 8. Juli 1988. Als Termin für die Bischofsweihe wählte Bauer das Fest des heiligen Burkard am 14. Oktober 1988. Der Tag vereint das Fest des ersten Bischofs des Bistums Würzburg, des heiligen Burkard, den 40. Weihetag von Julius Kardinal Döpfner zum Bischof und den Todestag von Bauers priesterlichem Freund Josef Reinwand. Seinen Bischofswahlspruch entnahm Bauer aus dem neutestamentlichen Lobgesang des Zacharias, dem Benediktus: „In viam pacis“ – „Auf den Weg des Friedens“. Zum einen sollte dieser Satz seine Liebe zur Kirchenmusik zum Ausdruck bringen. „Zum anderen war das Jahr 1988 ein kritisches Jahr für den Frieden angesichts der Umbrüche in Osteuropa. Hinzu kommt bei mir die Erfahrung und das Überleben des Krieges als Jugendlicher“, sagte er damals.

Kurz nach der Bischofsweihe übernahm Bauer die Aufgabe des Bischofsvikars für Liturgie und Kirchenmusik sowie des Dompropsts am Würzburger Kiliansdom und leitete die Abteilung Kirchenmusik im Bischöflichen Ordinariat Würzburg. Hinzu kam die Mitverantwortung für die Kirchenmusik in der Deutschen Bischofskonferenz, wo er in seiner Amtszeit den katholischen Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft Ökumenisches Liedgut und den Vorsitz der Ständigen Kommission für das Gesangbuch „Gotteslob“ innehatte. Zwölf Jahre wirkte Bauer zudem als Vorsitzender der Ökumenekommission der bayerischen Bischöfe. Nach der Ruhestandsversetzung von Bischof Dr. Paul-Werner Scheele im Juli 2003 bekleidete Weihbischof Bauer bis zum Amtsantritt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann 2004 die Aufgabe des Diözesanadministrators des Bistums Würzburg. Mehrere Jahre vertrat er zudem die Freisinger Bischofskonferenz in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (AcK).

Groß war die Liste vieler zusätzlicher Aufgaben Bauers als Weihbischof im Bistum Würzburg – vom Geistlichen Assistenten des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg von 1989 bis 1998 bis hin zum Vorsitzenden der diözesanen Arbeitsgemeinschaft Beratung über Jahre hinweg. Für die Sonderseelsorge engagierte er sich ebenso wie für die Kunst und für die Ökumene. Wichtig war ihm in all seinen Aufgaben stets, bei den Menschen zu sein. Jährlich rund 7000 jungen Menschen spendete er das Sakrament der Firmung, mehr als 150.000 Personen dürften es wohl insgesamt in seiner Amtszeit gewesen sein. Eine Vielzahl von Altären, Glocken und Orgeln wurden von ihm geweiht. Visitationen und Pfarrjubiläen, Sitzungen, Gespräche, Bürodienst und viele öffentliche Auftritte bestimmten das Tagesgeschäft.

Einen Einschnitt bedeutete für Weihbischof Bauer sein 75. Geburtstag: Papst Benedikt XVI. nahm dessen altersbedingten Amtsverzicht am 18. März 2008 an. Doch auch der emeritierte Weihbischof blieb zunächst weiter im Bistum aktiv als Dompropst und Bischofsvikar für Liturgie und Kirchenmusik sowie in seinen vielfältigen diözesanen Aufgaben. Erst als Weihbischof Ulrich Boom sein Amt antrat, gab Bauer zum 31. Januar 2009 seine vielfältigen Aufgaben ab. Seither unterstützte er, wenn er gebraucht wurde, den Bischof bei der Wahrnehmung liturgischer Handlungen.

Zu den bewegenden Großereignissen seiner Amtszeit zählten für ihn selbst nach eigenem Bekunden besonders die deutsche Einheit, das Heilige Jahr 2000 mit der großen Romfahrt der Chöre und die Pontifikatswechsel in Rom. Als augenfälligste Veränderung in diesen Jahren bezeichnete er die zurückgehende Zahl von Gottesdienstbesuchern und den weiter zunehmenden Priestermangel. Priester heute müssten noch mehr entlastet werden und Laien noch stärker Verantwortung in den Gemeinden übertragen werden, zeigte sich Weihbischof Bauer überzeugt. „Einem Pfarrer muss Zeit zum Gebet und zur Feier der Eucharistie bleiben.“ Doch sah er bei allen Problemen nicht schwarz für die Kirche. „Wir müssen umlernen. Der Heilige Geist ist ein Meister und hilft der Kirche.“

Im fortgeschrittenen Alter zeigte er sich dankbar für das Wohlwollen, das ihm so viele Menschen entgegengebracht hatten, und für die friedvollen Jahrzehnte seiner Amtszeit, für eine Zeit der Freiheit in Kirche und Land. „Es waren Friedensjahre für Deutschland mit einem Aufstieg, den man als Kind der Kriegsjahre nicht erwartet hätte.“ Bis vor wenigen Jahren reiste der Weihbischof gern, begleitete zum Beispiel viele Pilgerfahrten ins Heilige Land, spürte dem Wirken europäischer Missionare in Fernost nach oder besuchte das Partnerbistum Mbinga in Tansania. Damals firmte er dort 500 junge Leute an einem Tag.

Körperlich fit hielt er sich lange Zeit mit seinem E-Bike, mit dem er am Main entlang radelte, am liebsten zwischen Würzburg und Ochsenfurt, vorbei an einer „einmaligen Natur mit Wiesen, Weinbergen und Wäldern“. Die fränkische Heimat war ihm immer Kraftquelle. Voller Dankbarkeit sprach er anlässlich seines 30. Bischofsjubiläums vom Geschenk treuer Eltern und vom Gebet der Heimatgemeinde. „Im Priester- und Bischofsdienst ist es wichtig, dass Eltern, Verwandte und Heimatgemeinde hinter einem stehen und einem den Rücken stärken.“ Das habe er in all den Jahren erfahren dürfen.

Als 2010 Anschuldigungen von drei ehemaligen Schülern wegen physischer Übergriffe in den 1960er und Anfang der 1970er Jahre gegen ihn laut wurden, zeigte sich Bauer selbstkritisch und räumte mit Bedauern ein: „Dieses Vorgehen war falsch und tut mir leid. Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Würde und körperliche Unversehrtheit.“ Und als später ein weiterer Vorwurf gegen den Weihbischof erhoben wurde wegen nicht ausreichender Aufklärungsbemühung im Zusammenhang mit einem sexuellen Missbrauch durch einen Priester, übersandte Bischof Jung diesen Vorgang zur Prüfung nach Rom. In Folge gab Bischof Jung stellvertretend beim Betroffenen eine Entschuldigung ab, da der Weihbischof hierzu gesundheitlich nicht mehr in der Lage war.

Was sich in seiner aktiven Zeit als Priester und Bischof bewährt hatte, behielt der Weihbischof auch im Ruhestand bei. Der Morgen begann mit der Feier der heiligen Messe, gefolgt von Brevier- und Rosenkranzgebet. Bei der Anbetung vor dem Allerheiligsten holte er sich Kraft und brachte die Sorgen und Anliegen, die ihm anvertraut wurden, vor Gott.