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Engagierter Kämpfer für die Kirche

Diözesanratsvorsitzender Norbert Baumann tritt nicht mehr an – 24 Jahre im Diözesanrat der Katholiken aktiv – Wer folgt Baumann als Vorsitzender nach?

Würzburg/Schweinfurt (POW) Still und leise will er gehen. „So wie ich gekommen bin.“ Nach acht Jahren an der Spitze des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg und insgesamt 24 Jahren als Mitglied des diözesanen Laiengremiums steht der bisherige Vorsitzende Norbert Baumann (58) aus Schweinfurt bei der konstituierenden Sitzung des Diözesanrats am 13. und 14. Oktober in Würzburg für eine erneute Kandidatur nicht mehr zur Verfügung. „Nach 24 Jahren im Diözesanrat, davon acht Jahre als stellvertretender Vorsitzender und acht Jahre als Vorsitzender, mache ich von meinem Recht Gebrauch, diese ehrenamtliche Tätigkeit zu beenden“, teilte Baumann bereits zu Beginn des Jahres 2006 mit. Voller Spannung darf die Wahl eines Nachfolgers, einer Nachfolgerin im Amt des Vorsitzenden des Diözesanrats erwartet werden.

Baumann war im Oktober 1998 dem langjährigen Vorsitzenden Dr. Engelbert Muth im Amt gefolgt. Damals Vorsitzender Richter am Landgericht Schweinfurt und heute Vizepräsident am Landgericht Schweinfurt trat Baumann das Amt nach einem Zweikampf mit Alfred Wagner an. Aufeinander zugehen, miteinander reden und Gottes Geist in der Welt bekennen, lautete das Credo des neuen Vorsitzenden. Der Diözesanrat sei kein innerkirchliches Gremium, das im eigenen Saft schmore. Vielmehr habe er die Aufgabe, gesellschaftliche Entwicklungen zu beobachten und auf Gefahren hinzuweisen, sagte Baumann beim Amtsantritt. In den vergangenen acht Jahren hat er als Vorsitzender diesen Appell immer wieder umgesetzt.

Baumann kritisierte die Bundesregierung, wenn dringend notwendige Reformen ausblieben oder es an Klarheit und Wahrhaftigkeit fehlte. Aber auch Kürzungen in der Entwicklungshilfe prangerte er an und trat für eine nachhaltige Familienpolitik ein. Angesichts internationaler kriegerischer Auseinandersetzungen forderte er Frieden auf der Basis einer umfassenden Gerechtigkeit. Seinen Unmut äußerte er über den fehlenden Gottesbezug in der europäischen Verfassung. Ein Hinweis auf das christliche Erbe Europas in der Präambel des Verfassungsvertrags sei dringend notwendig. Ganz wichtig war Baumann stets der Einsatz für einen umfassenden Lebensschutz in allen Phasen. So sprach er sich gegen die Präimplantationsdiagnostik und das Klonen von Menschen sowie gegen aktive Sterbehilfe aus: „Die Tötung schwerstkranker und sterbender Menschen ist ethisch nicht verantwortbar.“

Innerkirchlich ermutigte der verheiratete dreifache Familienvater immer wieder zur Mitarbeit in den verschiedenen Laiengremien. Christen seien heutzutage weniger denn je berechtigt, sich ins Privatleben zurückzuziehen und ihren Glauben nach außen nicht zu bezeugen. „Eine Gesellschaft ohne Religion leidet auf Dauer unter einem schweren Mangel. Wer soll aber Glauben sichtbar machen, wenn nicht die Mitglieder der Kirche?“ Angriffe auf die Laienarbeit in der Kirche wies er stets deutlich zurück. Der Diözesanrat habe sich eindeutig und bekennend zu Fragen der Schulpolitik, der Schulkreuze oder des Lebensschutzes geäußert. In gesellschaftlich umstrittenen Fragen habe sich das Laiengremium nie gescheut, Glaubenszeugnis abzulegen, widersprach er Vorwürfen des Kölner Kardinals Joachim Meisner im Herbst 2002.

Als Verfechter der kooperativen Pastoral unterstrich Baumann bei der Einführung von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann 2004: „Die Laien im Bistum Würzburg haben Kooperation bisher als gelebte Wirklichkeit erfahren.“ Voller Eifer engagierte er sich beim Prozess „Erneuern und Sparen“ im Bistum Würzburg. Die Umweltinitiative „Unternehmen Lebensbaum“ der Diözese Würzburg darf als ein wichtiges Erfolgsprojekt seiner Amtszeit bezeichnet werden.

Schmerzlich mag für Baumann der Ausstieg der katholischen Kirche aus dem staatlichen System der Schwangerschaftskonfliktberatung gewesen sein. Immer wieder hatte er – auch aus sehr persönlichen Gründen – für den Verbleib der Kirche im staatlichen System geworben. Kritisiert hatte er dabei stets die keineswegs befriedigende rechtliche und tatsächliche Lage des Schutzes des Lebens. Der Verpflichtung zum uneingeschränkten Schutz ungeborener Kinder entziehe sich der Staat seit Jahren, sagte er 1999. Seit der Entscheidung der deutschen Bischöfe gegen das staatliche System mit Beratungsschein engagiert sich Baumann im Landesvorstand des Vereins „Donum Vitae“. Er sehe sich in Verantwortung vor Gott verpflichtet, „mich für das menschliche Leben, insbesondere das ungeborener Kinder, bis zum letzten Augenblick einzusetzen“, begründete er 1999 seine Entscheidung.

Norbert Baumann ist der katholischen Kirche von Kindesbeinen an verbunden, wie er vor Jahren gestand. Die Gemeinschaft mit vielen unterschiedlichen Menschen, die geeint sind durch die Suche nach Gott, gefällt ihm besonders an der Kirche. Störend empfindet er dagegen ein häufig anzutreffendes mangelndes Vertrauen in die Verantwortungsfähigkeit der Menschen und daraus folgende Einschränkung des Subsidiaritätsprinzips. Sein Rückzug aus den kirchlichen Ehrenämtern wird in den zahlreichen Gremien Lücken hinterlassen, in denen Baumann sich Jahrzehnte engagierte: von Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung über Dekanats- und Diözesanrat bis hin zum Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). In die Gesellschaft wird der Katholik Norbert Baumann aber sicher weiter voller christlicher Überzeugung hineinwirken.

bs (POW)

(4006/1334)