Vor kurzem besuchte ich im evangelischen Gemeindehaus in Marktheidenfeld einen Vortrag von Dr. Michael Rosenberger. Der frühere Kaplan von Marktheidenfeld und seit 2002 Professor an der Universität Linz war zu Gast.
Der offizielle Titel des Abends lautete: „Nachhaltig gut leben - Ökologische Umkehr und Schöpfungsspiritualität“. Gewichtige Schlagworte! Ich war sehr froh, dass ich mir für den Vortrag Zeit genommen habe. Und nicht nur ich! Der Saal war gut gefüllt, es mussten sogar zusätzliche Stühle gestellt werden. Zu Recht, denn Michael Rosenberger hatte uns einiges zu sagen.
Wenn ich über den Vortrag nachdenke, finde ich allein schon in der Überschrift wertvolle Impulse und Fragen.
Ist mein Lebensstil auf Nachhaltigkeit ausgerichtet? Lebe und konsumiere ich so, dass auch nachfolgende Generationen gut und ohne Zukunftsangst leben können? Oder blende ich meine Umwelt nach dem Motto „Ich zuerst!“ aus?
Wie schmeckt mir der Begriff „Umkehr“? Politiker vermeiden ja tunlichst alles, was sich irgendwie nach „Verzicht“ anhören könnte. Aber ist es nicht ehrlicher, sich einzugestehen, dass wir in unserem Konsumverhalten umkehren, sprich verzichten müssen? Weil wir sonst die Natur und unsere Lebensgrundlagen zugrunde richten?
Als Christ interessiert mich dabei natürlich ganz besonders das Thema „Schöpfungsspiritualität“. Welche innere Haltung gestützt auf den Glauben an den guten Gott über und in allem kann mir bei alledem Halt und Wegweiser sein?
Als katholischer Moraltheologe konnte Rosenberger hier aus dem Vollen schöpfen. Er verwies etwa auf die Entzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus aus dem Jahr 2015. Was der Papst da empfiehlt, ist überraschend hoffnungsvoll. Es sind keine einfachen moralische Appelle zu lesen. Im Gegenteil - Papst Franziskus stellt den Verzicht in einen umfassenden positiven Zusammenhang.
Hier ein zentraler Abschnitt aus dem Lehrschreiben: "Die christliche Spiritualität … ermutigt zu einem prophetischen und kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu sein. Es ist wichtig, eine alte Lehre anzunehmen, die in verschiedenen religiösen Traditionen und auch in der Bibel vorhanden ist. Es handelt sich um die Überzeugung, dass »weniger mehr ist«. Die ständige Anhäufung von Möglichkeiten zum Konsum lenkt das Herz ab und verhindert, jedes Ding und jeden Moment zu würdigen. … Die christliche Spiritualität regt zu einem Wachstum mit Mäßigkeit an und zu einer Fähigkeit, mit dem Wenigen froh zu sein. Es ist eine Rückkehr zu der Einfachheit, die uns erlaubt innezuhalten, um das Kleine zu würdigen, dankbar zu sein für die Möglichkeiten, die das Leben bietet, ohne uns an das zu hängen, was wir haben, noch uns über das zu grämen, was wir nicht haben. … Die Genügsamkeit, die unbefangen und bewusst gelebt wird, ist befreiend. Sie bedeutet nicht weniger Leben, sie bedeutet nicht geringere Intensität, sondern ganz das Gegenteil.“ (Laudato si, Nr. 222-223)
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Mir schenken solche Worte Hoffnung und machen mir Mut zur Veränderung zu mehr Lebensqualität für mich und für alle.
Stefan Redelberger
Pfarrer in der katholischen Pfarreiengemeinschaft Urspringen im Pastoralen Raum Marktheidenfeld