Würzburg (POW) Bernard Schultze spricht nach den Worten von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann in seinem Werk das Lebensgefühl vieler Menschen aus. „Sie sind auf der Suche nach dem Lebenssinn, irren durch unentwirrbare Gefühlswelten, verlieren sich in Traum- oder Scheinwelten, machen Anleihen bei der antiken Mythologie oder fernöstlichen Religionen“, sagte der Bischof in seinem Vortrag bei der Eröffnung der Ausstellung „Bernard Schultze – Bildwelten 1982-2004“ am Mittwochabend, 20. September, vor rund 300 Gästen im Museum am Dom – unter ihnen die Witwe des 2005 gestorbenen Künstlers der abstrakten Malerei, Doris Schultze-Berger. Bis 17. Dezember sind 54 Werke Schultzes im Obergeschoss des Museums zu sehen. Die Präsentation bildet den Auftakt einer Reihe außergewöhnlicher Herbstausstellungen bedeutender zeitgenössischer Künstler im Museum am Dom in Würzburg.
Bischof Hofmann betonte, mit dieser Ausstellung begebe sich der Besucher auf eine Spurensuche, die nicht nur die künstlerische Ausdruckskraft Schultzes erfasse, sondern die heutige Zeit. Er begegne hier Bildern von explodierender Kraft, betörenden Farbkompositionen, spinstigen Linienverflechtungen und geradezu barocken Dramaturgien. „Mir scheinen Schultzes Kreationen wie mikroskopische Achterbahnfahrten durch das Innenleben zu sein“, unterstrich der Bischof. Die Ausstellung helfe, wach zu bleiben für die geistige Not, in der auch so mancher Christ stecke. „Aber Schultze verliert sich nicht nur in das Surreale und Dunkle. Zwar kannte er Phasen, in denen er wie Bosch und Breughel in die Abgründe menschlichen Lebens abtauchte, aber er rang sich auch immer wieder in das heitere Licht menschlicher Lebenserfahrung durch.“ Die in den Bildern des Künstlers sichtbar werdende Schönheit durch Gesamtkomposition und Farbenpracht könne auch den Betrachter froh und dankbar gegenüber Gott und seiner Schöpfung stimmen, sagte der Bischof.
Schultze sei ein großer Intellektueller und Philosoph gewesen, der der Sinnfindung auf der Spur geblieben sei, schloss der Bischof aus seinen persönlichen Begegnungen mit dem Künstler. „Er teilte nicht meinen Glauben an den wirkmächtigen Gott, der konkret in unser Leben eingreifen kann. Er fand nicht zum Glauben an den in Wort und Sakrament nahen Jesus Christus. Er blieb vielmehr rastlos auf der Suche danach.“ Die Fragen nach dem Woher und Wohin hätten Schultze getrieben und beschwert. Die Suche nach dem Wahren, Guten und Schönen sei immer – wenn auch nicht bewusst – die Suche nach Gott, betonte der Bischof. In dieser Suche offenbarten sich auch die Verletzlichkeiten und Hoffungen des heutigen Menschen.
Zu Beginn der Vernissage hieß Kunstreferent Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen die rund 300 Gäste im Museum am Dom willkommen. Besonders begrüßte er die Witwe des Künstlers, Doris Schultze-Berger, Bischof Hofmann und Würzburgs Bürgermeister Dr. Adolf Bauer sowie die in Würzburg tagenden 27 deutschen Caritasdirektoren mit dem Präsidenten des Deutschen Caritasverbands, Peter Neher, an der Spitze. Die Ausstellung sei keine Vereinnahmung Schultzes durch die Kirche, sondern sie wolle für das Werk des Künstlers öffnen. „Was wir hier sehen, weckt neue Bilder im Betrachter“, sagte Lenssen.
Bernard Schultze (1915-2005) zählt zu den zentralen Künstlerpersönlichkeiten der abstrakten Malerei in Deutschland. 54 ausgewählte Werke aus seiner Schaffenszeit von 1982 bis 2004 sind im Museum am Dom zu sehen. Darüber hinaus vermitteln Fotografien von Tamara Voss den Blick ins Atelier des Künstlers. Für die bisweilen bis zu 15 Quadratmeter großen Gemälde wurde das Obergeschoss im Museum am Dom leergeräumt.
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags und an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Eine erste Führung gibt es am Sonntag, 24. September, um 15 Uhr. Weitere Führungen finden an den Sonntagen 8. und 22. Oktober, 5. und 19. November sowie 3. und 17. Dezember jeweils um 15 Uhr statt. Am Mittwoch, 8. November, referiert Dr. Barbara Herrmann aus Köln um 19.30 Uhr zum Thema „Die Geburt der Migofs – zu Bernard Schultzes plastischem Werk“ und am Mittwoch, 22. November, spricht Bischof Dr. Friedhelm Hofmann um 19.30 Uhr über „Bernard Schultze – rastlos auf der Suche nach Sinn“. Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen lädt zur Bildbetrachtung an den Sonntagen, 24. September und 5. November, jeweils um 10.30 Uhr ins Museum ein. Eine Finissage mit Lesung und Musik findet am Sonntag, 17. Dezember, um 17 Uhr statt. Doris Schultze-Berger liest Lyrik von Bernard Schultze.
Weitere Informationen bei: Museum am Dom, Kiliansplatz 1, 97070 Würzburg, Telefon 0931/38665600, Internet www.museum-am-dom.de, E-Mail museen@bistum-wuerzburg.de.
bs (POW)
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