Cavan/Mullagh/Würzburg (POW) Von Mittwoch, 2., bis Sonntag, 6. Oktober, hat eine Pilgergruppe mit mehr als 100 Personen aus dem Bistum Würzburg zusammen mit Bischof Dr. Franz Jung und Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran die Reliquien der Frankenapostel bei deren vorübergehender Rückkehr in die irische Heimat begleitet. Im folgenden Interview spricht Bischof Jung über seine Eindrücke, den Nutzen für deutsche wie irische Gläubige und äußert sich auch zur Kritik an dem Aufwand.
POW: Die fünftägige Wallfahrt mit den Reliquien der Frankenapostel nach Irland ist zu Ende gegangen. Was sind Ihre Eindrücke?
Bischof Dr. Franz Jung: Das waren ganz dichte Tage. Und es war wunderbar. Das Wetter hat mitgespielt. Kilian hat seine schützende Hand über uns gehalten. Das war ganz wichtig, auch für die Prozessionen und auch für unsere Nachtwanderung. Es hat alles super gepasst. Die Eindrücke waren überwältigend, nicht zuletzt am Samstag in dem Gottesdienst in Mullagh. Man hat gemerkt, mit welcher Inbrunst und Freude die Menschen in Irland es feiern dürfen, dass ihr Landsmann nach Hause kommt und dass Kilian und Gefährten der Welt etwas zu geben haben. Dass von Irland aus der Glaube in die Welt getragen worden ist, hat die Menschen hier mit einer Freude und auch einem gewissen Stolz erfüllt. Es war schön, das miteinander zu teilen.
POW: Welche Rückmeldungen haben Sie von den Menschen vor Ort bekommen?
Bischof Jung: Die Leute sind sehr bewegt. Viele hatten Tränen in den Augen, unter anderem auch während des Abschlussgottesdienstes vorhin in der Kathedrale von Cavan. Sehr bewegend war auch jeweils die Verehrung der Reliquien nach den Gottesdiensten. Die große Schlange der Gläubigen, die kamen, um noch einmal auch in Kontakt zu kommen mit den Heiligen – das war sehr, sehr schön.
POW: Was, glauben Sie, kann umgekehrt das Bistum Würzburg von dieser Wallfahrt mitnehmen?
Bischof Jung: Das allererste ist, dass wir die Partnerschaft jetzt noch mal ganz neu gestärkt haben, auch durch die Beziehungen mit vielen Menschen, die wir in den vergangenen Tagen geknüpft haben. Für uns ist noch einmal deutlich geworden, woher unser Glaube kommt. Ich glaube, vielen aus Franken ist es jetzt nochmal so richtig bewusst geworden, was es heißt, auf den Schultern der Apostel zu stehen, die damals von dieser Insel in die ganze Welt aufgebrochen sind und gesagt haben: Für Christus lasse ich alles hinter mir, um das Evangelium in die Welt zu tragen. Das war ja auch heute so ein bisschen der Impuls in der Predigt. Wir gehen jetzt mit ihnen zurück nach Würzburg. Sie sind dort durch Zufall gelandet. Der Heilige Geist hat sie dorthin geführt. Auch wir stehen in unserem Bistum, und mit ihnen sind wir gefordert, genau dort, wo Gott uns hingeführt hat, den Glauben zu verkünden.
POW: Es gibt kritische Stimmen, die im Blick auf die Irlandreise der Häupter der Frankenapostel fragen: Lohnt sich dieser ganze Aufwand überhaupt?
Bischof Jung: Ich würde sagen, es lohnt sich immer, in Kontakt mit den Heiligen zu kommen, und vor allem zu wissen, dass der Glaube Zeugen braucht. Das ist ja das große Thema. Es braucht Menschen, die für diesen Glauben einstehen und ihn verkünden. Die Leute haben Zweifel an der Institution Kirche. Sie wollen keine lange Verkündigung über irgendwelche Doktrinen. Sie brauchen Menschen, denen man anmerkt, dass sie es ernst meinen mit dem, was sie verkünden, und dass sie ihr Leben dafür einsetzen und mit dem ganzen Herzen dabei sind. Ich glaube, das war die Botschaft, die wir die vergangenen Tage versucht haben rüberzubringen, aber die auch in den Herzen noch mal wach geworden ist.
Interview: Markus Hauck (POW)
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